Sozialkunde
Kompetenz, Eingebundenheit und Autonomie sind universellen Grundbedürfnisse der Schüler*innen, auf die wir als Fachschaft Sozialkunde (zukünftig Politik und Gesellschaft) im Unterricht besonders eingehen möchten.
An verschiedenen Lehrplanthemen vermitteln wir, was politische Teilhabe ist, wie man diese aktiv gestalten kann und welche Wirkung sich daraus für den Einzelnen und die Gemeinschaft ergibt. Der Aktualitätsbezug dieser Themen steht dabei im Vordergrund und bietet den Schüler*innen die Möglichkeit, ihre Meinungen und Ansichten in der Klasse zu äußern, fachlich anhand von pädagogisch ausgewähltem Material zu prüfen und gegeben Falls zu vertiefen oder zu verändern. Nach Maßgabe des Beutelsbacher Konsens werden strittige Themen dabei im Unterricht in ihrer Vielfalt dargestellt und behandelt, sodass sich die demokratischen Spektren der politischen Meinung im Unterricht wiederfinden. Somit vermittelt der Unterricht den Schüler*innen die Kompetenz, sich an der politischen Diskussion zu beteiligen, sich in diese eingebunden zu fühlen und selbstständige Entscheidungen zu treffen.
Der Name und die Lehrplanschwerpunkte des Faches Sozialkunde befinden sich im Zuge der Umstellung auf das neunjährige Gymnasium im Wandel. Ab dem Schuljahr 2022/2023 ändert sich infolgedessen der Name des Faches in Politik zu Gesellschaft (PuG). Die einzelnen Lehrplanthemen der Jahrgangsstufen, die neben der Beschäftigung mit unserer Verfassung oder den politischen Institutionen auch die Internationale Politik in den Blick nimmt, kann unter der folgenden Webadresse eingesehen werden:
Lehrplan - ISB - Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (bayern.de)
- StRin Henrike Franz
Fachschaftsleitung
weitere Fächer: Deutsch, Geschichte - StRin Christin Ehrhardt
weitere Fächer: Deutsch, Philosophie/Ethik
Was ist eigentlich POL&IS?
POL&IS steht für „Politik und Internationale Sicherheit“ und ist eine interaktive, runden- und rollenbasierte Simulation, die mit Hilfe eines vorgegebenen Regelwerks politische Zusammenhänge einfach darstellt und erlebbar macht. Dabei geht es um die interaktive Auseinandersetzung mit internationalen Beziehungen zu Themen aus Politik, Wirtschaft, Umwelt und Sicherheit. Die Teilnehmer*innen lernen Zusammenhänge internationaler Politik kennen und entwickeln gleichzeitig eine Mitverantwortung für andere Regionen in der Welt zu tragen. Das Planspiel wurde vom Politikwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Leidhold in den 1980er Jahren an der Universität Erlangen für die dortigen Student*innen entwickelt. Aktuell wird das Planspiel von den Jugendoffizieren der Bundeswehr für Schulen, Universitäten und in öffentlichen Einrichtungen der Bundeswehr angeboten. Die Jugendoffiziere betreiben dabei explizit keine Nachwuchswerbung. Ihre Arbeit dient ausschließlich der Wissensvermittlung im Rahmen der Informationsarbeit der Bundeswehr.
Aufgrund der Coronasituation im Februar 2022 konnte das Planspiel nicht wie gewohnt als dreitägiger Workshop in der Franken-Akademie abgehalten werden. Stattdessen kamen die Jugendoffiziere der Bundeswehr zu uns nach Roth und so fanden sich am 22.02.2022 Schüler*innen der Q11 und 12 mitten in einem Rollenspiel bei uns im Mehrzweckraum wieder, um Probleme der „Politik und internationalen Sicherheit“ rund um den Syrienkonflikt spielerisch kennenzulernen. Schon am Vortag fand eine einleitender Informationsvortrag statt und es wurden verschiedene Rollen ausgelost, welche die Schüler*innen nun jeweils in Zweierteams vertreten: Jeder ist entweder Staatschef oder Minister eines Landes, das am Konflikt beteiligt ist: Der UN-Sicherheitsrat mit den Vetomächten Frankreich, Großbritannien, Russland und USA sowie Deutschland. Dazu die Staaten im Nahen Osten: Libanon, Türkei, Syrien, Saudi-Arabien, Iran, Irak und zuletzt Vertreter der Weltpresse und der NGOs. Die Lehrkräfte vertraten Rebellengruppen wie den IS, die Peschmerga, die YPG oder weitere Rebellengruppen in Syrien.
Über Nacht hatten die Teilnehmer*innen Zeit, sich in ihre Rollen einzuarbeiten, denn das Spiel begann am nächsten Morgen mit einer Sitzung des UN-ScherhheitsratesSicherheitsrates, in der
In einer Sitzung der vereinten Nationen stellten aAlle zunächst ihre Staaten und deren Positionen in einer zweiminütigen Rede mit anschließender Fragemöglichkeit darvorstellten. Dabei kam es auf die richtige Wortwahl an, man sollte ja nicht zu viel preisgeben oder bei kniffligen Fragen lieber vage bleiben. So erhielt man einen Einblick in die komplexen Verflechtungen und Interessen der einzelnen Staaten. Danach berieten die Regierungen intern über das weitere Vorgehen und traten anschließend in teils offene, teils geheime Verhandlungen ein. Kommt es zu einer UN-Resolution? Wer verbündet sich mit wem? Welche Ziele verfolgen die Staaten offen? Welche nur insgeheim?
Den Reden folgten nun Taten:
Jedes Land hatte nun im Rahmen seiner wirtschaftlichen, humanitären, diplomatischen oder auch militärischen Möglichkeiten Fähigkeiten die Gelegenheit, im Konflikt aktiv zu werden. Wie werden sich die Handlungen auf den weiteren Verlauf des Konflikts auswirken? Gelingt es, den IS zu besiegen? Kann man die Türkei von der „Ausrottung der Kurden“ abhalten? Welche Gebiete werden „gesäubert“ und was soll man darunter genau verstehen? Selbstverständlich will vor der Weltgemeinschaft niemand als „böser Bube“ dastehen. Schließlich will die Türkei doch „nur“ ein Protektorat über die Kurdengebiete im Norden Syriens errichten, ein legitimes Vorgehen in Anbetracht der gefühlten Gefährdung der eigenen Sicherheit. Am Ende lehnt die Vollversammlung den Antrag zwar ab, aber ob sich die Türkei davon abhalten lassen wird?
Europa, vertreten durch Frankreich, Großbritannien und Deutschland fühlt sich dazu berufen, von der Vollversammlung „grünes Licht“ für eine Entmachtung Assads zu erhalten. Um unnötiges Leid zu vermeiden, fordern sie Assad ultimativ zum Rücktritt auf, was dieser – mit einem Hinweis auf die Unterstützung Russlands logischerweise zurückweist. Kann ein Regimewechsel erfolgreich sein? Nicht alle Nachbarn sind davon überzeugt – und Russland legt erwartungsgemäß sein Veto ein. Ist es wirklich klar, dass Russland immer dagegen ist? Nein, es hält sich nur alle Optionen offen. Hätte es eine Möglichkeit der Zustimmung gegeben, wenn man intensiver mit Russland verhandelt hätte?
Auf der Karte zeigen sich nun die Auswirkungen der Maßnahmen. Alles, was in den schriftlichen Verträgen steht, wird jetzt umgesetzt. In einer weiteren Regierungserklärung vor den UN legen die Staatschefs ihre Karten auf den Tisch und begründen ihr Vorgehen. Da bleiben Überraschungen nicht aus, mündliche Zusagen werden vergessen und eine Ausweitung des militärischen Konflikts scheint unausweichlich. Kann die Generalsekretärin der Vereinten Nationen ihren Einfluss noch einbringen und einen weltweiten Konflikt verhindern? Sie hebt lobend die Rolle der Presse und die engagierte Diskussion unter den Nationen hervor, bedauert aber, dass Zusagen nicht eingehalten wurden und nur eine einzige Resolution (gegen die den IS) verabschiedet werden konnte. Die Lage scheint verfahren. Pressestimmen und Warnungen der NGOs verhallen ungehört…
Und so ringen die Vertreter der Weltgemeinschaft den ganzen Tag darum, eine Lösung für diesen vielschichtigen Konflikt zu finden. Die Schüler*innen erkennen dabei sehr schnell, dass die weltweite Sicherheitspolitik ein sehr komplexes System ist, in dem nur sehr schwer und zum Teil auch nur sehr schwerfällig Entscheidungen getroffen werden können. Am Ende des Tages gehen sie mit vielen neuen Eindrücken zur weltpolitischen Lage nach Hause.
Auch im nächsten Schuljahr wird das Gymnasium Roth am Planspiel POL&IS teilnehmen. Unsere Schüler*innen der Q11 und 12 werden dann hoffentlich wieder mit mehr Zeit und zusammen mit Teilnehmer*innen aus anderen Schulen in der Franken-Akademie versuchen einen Einblick in die Zusammenhänge der internationalen Sicherheitspolitik zu erlangen.
(Robert Bindner, Henrike Franz)
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bietet Schüler*innen jedes Jahr erneut die Möglichkeit, sich in einem Wettbewerb mit einem politischen Thema auseinanderzusetzen. Entschließt sich eine Klasse freiwillig dazu, in Projektarbeit an diesem Wettbewerb teilzunehmen, wird die ausgewählte Aufgabe in den Anfangswochen des Schuljahres im Unterricht und über diesen hinaus bearbeitet. Die Schüler*innen müssen sich dann unter Anleitung der Lehrkraft systematisch mit einem aktuellen, politischen Thema befassen und eine Projektarbeit als Ergebnis einreichen, beispielsweise eine Multimediapräsentation.
Ganz besonders stolz sind die Fachschaft Sozialkunde/PuG und die gesamte Schule auf den Sieg der Klasse 10D im Schuljahr 2021/2022. Mit ihrer Multimediapräsentation zum Thema „Das Grundgesetz schützen – Ein Fall für das Bundesverfassungsgericht“ konnten sie die Fachjury, der auch eine Bundesverfassungsrichterin angehörte, so überzeugen, dass diese Leistung mit dem ersten Preis, einer einwöchigen Berlinfahrt, prämiert wurde.
Welchen internationalen Herausforderungen stellt sich Deutschland gerade? Welche Rolle spielt dabei die Bundeswehr? In welchen Einsätzen befinden sich die Soldat*innen aktuell? Wie geht es ihnen dabei? Gerade bei der letzten Frage stößt der normale Unterricht an seine Grenzen. Deswegen freuen wir uns umso mehr, dass die Jugendoffizier*innen für die Schüler*inne der 12. Jahrgangsstufe detaillierte Einblicke in die internationale Politik und die Rolle der Bundeswehr geben können. Aus erster Hand erhalten die Schüler*innen Informationen und kommen ins Gespräch mit Soldat*innen über Fragen der internationalen Politik.
Mit einem professionellen Auftritt gelingt es den Jugendoffizier*innen auf die Jugendlichen einzugehen, ohne dabei Werbung oder gar Rekrutierung zu betreiben, und erweitert den Horizont der angehenden Abiturient*innen für unser globales Handeln der deutschen Außenpolitik im 21. Jahrhundert.